Geschichte

Wellenreiten gestern, heute und morgen

Geschichte, Mythen und Forschung:
Hat Surfen seinen Ursprung in Polynesien? Diverse Quellen beschreiben die ersten Funde von Höhlenzeichnungen stehender Surfer in Polynesien um 1200nCh, noch bevor ein Kontakt nach Hawaii bestand.

Weit weniger bekannt sind Funde von Zeichnungen zu Mönchen in China, die stehend auf Fischen surfen. (Quelle Nik Zanella; 2019, Children of the Tide: an exploration of surfing in dynastic China)

Entsprechend dieser Darstellungen aus dem 18ten Jahrhundert, könnte Surfen in China schon vor mehr als 1000 Jahren betrieben worden sein.

Im Rahmen der Evolution beobachten und lernen Menschen schon immer von der Natur. Somit kann man davon ausgehen, dass Menschen ähnlich wie Delphine und andere Tiere ihrem Spieltrieb folgend in irgendeiner Form Surfen also im Rahmen unseres natürlichen Spieltriebs betrieben haben. Wer hat noch nicht surfende Enten z.B. am Eisbach gesehen? Wer kennt nicht das Gefühl, wenn einem eine Welle erfasst, wie sich also Bodysurfen anfühlt?

Von Polynesien über Hawaii begann der Siegeszug dieser eleganten und dynamischen Sportart wobei Surfen in Hawaii zunächst den Königen vorbehalten war. 

Die Surfspots waren dabei für das gemeine Volk auch schon in Polynesien „tabu“. Das Wort ‚Tabu‘ – ursprünglich ‚tapu‘ – stammt aus dem Tonga Polynesiens und gehört zu den seltenen Wörtern, die aus Sprachen der ‚Naturvölker‘  über den Transfer nach Hawaii und damit in die USA in Sprachen westlicher Zivilisationen Eingang gefunden haben und aus dem heutigen Sprachgebrauch nicht mehr wegzudenken sind. „Lokalismus“ hat also seinen Ursprung nicht im ehrfürchtigen Respekt vor ortsansässigen Surfcracks, sondern wie so viele ungerechtfertigte Privilegien in archaischen Denkweisen zum Anrecht auf Sonderrechte aufgrund einer adeligen und/oder anderen besonderen Herkunft, Qualifikation oder Zugehörigkeit zu einer sonstigen vermeintlichen Elite!

Mit der Geschichte des Flusssurfens verhält es sich ähnlich wie mit der Geschichte des Wellenreitens im offenen Meer. In Bayern und vor allem in München hält sich der Nimbus, dass Flusssurfen an der Flosslände  quasi weltweit erfunden wurde. In der Tat gebührt den Pionieren aus den 1960zigern wie Arthur Pauli der größte Dank für ihren Erfindergeist.
Das Eisbachsurfen, bis 2010 illegal, wäre heute auch nicht ohne die Gründer:innen der Interessensgemeinschaft Surfen München (IGSM e.V.) ohne jegliche Einschränkungen und Auflagen, frei zugänglich für jederman nicht denkbar – im Gegenteil, wie so oft in Deutschland wäre Flussurfen in München fast Opfer der Bürokratie geworden. So konnte die IGSM nur mit Mühe den Surfbetrieb an der Floßlände aufrecht erhalten ! 

Heute werben nicht nur die Stadt München, sondern auch einige kommerzielle Einrichtungen und Unternehmen mit einem der bekanntesten und am meisten besuchten Ziele für Touristen.

Einer der IGSM Gründer, Dieter Deventer, hat der Geschichte des Eisbachs mit dem Film „Keep on Surfingein Denkmal geschaffen hat. Prädikat Besonders Wertvoll!

 

Bzgl. des Flussurfens, was übrigens auch bzgl. des Surfens auf dem Silbernen Drachens (einer Gezeitenwelle) vor ein paar Jahrhunderten in China beschrieben wurde, die Prämisse wieder der Erfindergeist und Spieltrieb der Menschheit: Ko-evolution ist die wahrscheinlichste Historie für die Entwicklung auch dieser Form des Surfens.

So wird Flussurfen neben den Berichten aus China auch in einer tragisch endenden Liebesgeschichte aus dem alten Hawaii erwähnt (The Epic Tale of Hiiakaikapoliopele Ho‘oulumahiehie, 2021 translated by M. Puakea Nogelmeier) Diese und andere Quellen unterstreichen die These, dass sich auch Riversurfen parallel an unterschiedlichen Orten entwickelt hat (Centuries of River Surfing History in Hawaiʻi – Resetting the Global Narrative; Riverbreak Magazine, 2021)

Innovation im Surfen durch Erfindungen und Technologien aus Bayern:
Susi und Rainer Klimaschewski, ehemalige Trickskiprofis und ebenfalls frühe Eisbachsurfer und sind die Erfinder:in der Citywave, der ersten, mechanischen stehenden Welle, die sie gerade nach Hawaii exportiert haben, was dem Verkauf eines Kühlschranks nach Alaska gleich kommt (vor dem Klimawandel).

Was für eine Erfolgsgeschichte, was für ein Beispiel für Unternehmertum und Durchhaltevermögen!

Ähnliches Durchhaltevermögen bewiesen die Gründer der Nürnberger Dauerwelle mit der ersten künstlichen, mechanischen Flusswelle in Bayern angesichts 10 Jahren Entwicklungsarbeit bis zur Eröffnung 2022. Die Nürnberger „Copacabana“ wie sie Herr Ministerpräsident Markus Söder genannt hat, kann und darf aber nicht den Standard der Entwicklungszeit für neue Flusswellen und ähnliche Projekte sein!

Selbst bzgl. der neuen Wavepoolkonzepten wie diese z.B. mit Surftown Munich 2024 bald in Hallbergmoos bald auch in München verfügbar sein werden, war Bayern, in diesem Fall tatsächlich weltweit, der Vorreiter. Das erste, künstliche Wellenbad wurde von König Ludwig II. 1845-1896 betrieben wie man in diesem historischen Video sehen kann:

Zusammenfassend kommt wohl kaum eine andere Sportart dem Spieltrieb des Menschen in Auseinandersetzung mit den Kräften der Natur so entgegen wie Surfen. Nicht zuletzt ist Surfen die Mutter einer weiteren olympischen Trendsportart, dem Snowboarden, welche aufgrund seines Funfaktors fast zum Ende des Skisports geführt hätte, bis sich dieser wiederum durch die neuen Trends und die Einführung von Funparks etc hat neu inspirieren lassen. Ähnliches gilt für das Skateboarden, was wiederum mit Surfskaten ebenfalls zurück zu seinen Wurzeln findet.

In diesem Sinne sind wir der Auffassung, dass die Zukunft des Surfens gerade erst begonnen hat und eben durch Flusswellen, die neuen Technologien für künstliche Wellen, neue Trainingsformen usw. eine sehr dynamische Entwicklung nehmen wird. 
Trends und Ideen entwickeln sich weltweit parallel. Wir können hier und heute in Bayern die Chance ergreifen und die Zukunft des Sports für unsere Jugend mitgestalten, auch und insbesondere auch in Anbetracht der Herausforderung welche kommende Generation stellen müssen.